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Wasserrettungsdienst

Gemeinsam an die Grenzen

Veröffentlicht: 06.10.2014
Autor: Anton Schubert
Einweisung in den Ablauf
Einweisung in die Boote
Sama 41-2 schickte Paddler auf die Dahme, Pelikan 60 alarmierte die Boote
Pelikan 64 nimmt ein Paddelboot an Bord
Aufrichten einer Segeljolle
Fahrübungen mit oft ungewohnten Booten
Einsatzleiter und Übungsvorbereiter
Vermisste Person an der Badewiese Schmöckwitz
Reanimation bei der Teikyo Universität
Nachbesprechung
Die Einsatzleiter geben noch einmal Hinweise
Suche auf dem Krossinsee
Anbordbringen der Taucher
Brennendes Boot auf dem Seddinsee
Orientierung: Positionslichter der Boote
Abtransport der verletzten Personen per Boot

Angehende Bootsführer von ASB und DLRG Berlin üben Großeinsätze

Berlin-Köpenick, 3. Oktober 2014. An einen ruhigen Feiertag war an diesem Freitag nicht zu denken. Bei strahlend blauem Himmel trafen sich knapp 50 Wasserretter vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) sowie der Freiwilligen Feuerwehr Gosen an der sich noch im Bau befindlichen Werft der Wasserrettung in Köpenick. Das lange Wochenende war ideal, um die jährliche Belastungsfahrt der angehenden Bootsführer bereits Mittags beginnen zu lassen, ohne dass der Wasserrettungsdienst am Wochenende eingeschränkt würde.

Die mehrstündige Großübung, welche traditionell im Herbst stattfindet, soll die angehenden Bootsführer an ihre Grenzen bringen. Neben “alltäglichen” Einsätzen wie gekenterte Paddelboote bergen oder Segler aufrichten, werden mehrere große Einsätze gemeinsam absolviert. Dazu müssen sich die Auszubildenden über Funk koordinieren, Entscheidungen treffen und Probleme lösen. Glücklicherweise geschehen solche Großschadensereignisse sehr selten, dennoch müssen sie geübt sein. Das Team um André Günther (DLRG Einsatzleiter Süd-Ost) und Philipp Oberdoerster (ASB Einsatzleiter) haben hierfür mehrere Szenarien geplant und leiten diese als “Leitstelle” vom DLRG Einsatzleitboot “Pelikan 60” aus. Das Team um Benjamin Mientus (DLRG Station Bammelecke) hat die Szenarien mit mehreren Mimen vorbereitet. Sie schickten Paddler auf die Dahme, Verletzte auf die ASB Station “Am Seddinwall” und steckten ein Boot in Brand.

Die angehenden Bootsführer wurden zu Beginn auf eines der 12 Rettungsboote verteilt. Diese wurden von den Stationen der Auszubildenden zusammen mit einem erfahrenen Bootsführer gestellt. Mit dabei waren sieben Boote von DLRG und ASB aus dem Bereich Süd-Ost, drei DLRG Boote der Unterhavel, ein ASB Boot der Station Saatwinkel am Tegeler See sowie das neue Boot der Freiwilligen Feuerwehr Gosen.

13 Stunden voller Einsatz: Ein Bericht

Nach einer kurzen Einführung zum jeweils oft unbekannten Boot werden erste Fahrübungen auf der Dahme absolviert, ehe die ersten Boote zu mehreren verletzten Personen an der Baumgarteninsel alarmiert wurden. Die besondere Aufgabe der Auszubildenden ist hierbei der Transport der Personen zu einem Übergabepunkt an Land. Auf Höhe der Bammelecke müssen mehrere Segler und Paddelboote aufgerichtet werden. Die angehenden Bootsführer sollen hierbei noch einmal die alltäglichen Einsätze auf dem Wasser üben.

Während des kurzen Zwischenstopps auf der Station Bammelecke werden die absolvierten Übungen ausgewertet. Dann geht es, neu verteilt, wieder aufs Wasser. Es heißt sich wieder an ein anderes Boot zu gewöhnen. Hinter Schmöckwitz startet der erste große Einsatz: Mehrere verletzte Personen werden auf dem Gelände der Teikyo Universität gemeldet. Die erste Rettungsbootbesatzung muss feststellen, dass eine Person reanimiert werden muss. Der Bootsführer alarmiert Rettungswagen und Notarzt nach. Parallel muss die Besatzung von “Pelikan 61” eine verletzte Person auf der Brücke versorgen und einen Rettungswagen anfordern. 

Noch im Geschehen alarmiert die Leitstelle die übrigen acht Boote zur Badewiese Schmöckwitz, dort wird eine Person im Wasser vermisst. Der ersteintreffende Bootsführer übernimmt die Einsatzleitung vor Ort und koordiniert die Besatzungen der Boote, eine Suchkette wird aufgebaut.

Währenddessen an der Teikyo Universität: Die Besatzung von “Pelikan 61” wird zum Patiententransport hinbeordert. Der Zustand der reanimierten Person verschlechtert sich auf dem Boot und muss an Bord erneut reanimiert werden. Eine hysterische Freundin der Patientin macht die Arbeit nicht einfacher.

Vor dem Abendessen auf der Station Zeuthener See werden die absolvierten Einsätze erneut ausgewertet. Die Einsatzleiter geben noch einmal Hinweise zur Leitung von solchen Einsätzen.

Der dritte Tausch erfolgt, erneut geht es mit Fahrübungen los, es ist inzwischen dunkel geworden. Einzige Orientierung ist wenig Restlicht und die Positionsbeleuchtung der Boote. Durch den Großen Zug fährt die Gruppe auf den Krossinsee an der Grenze zu Brandenburg. Zunächst kommt eine Alarmierung zu mehreren verletzten Personen in der Nähe der Station Krossinsee. Die Bootsbesatzungen müssen zunächst die Suche nach den Personen koordinieren, da der genaue Standort nicht bekannt ist. Kurze Zeit später werden die übrigen Boote unter Leitung vom Boot "Pelikan 65" alarmiert. Gesucht werden zwei Taucher im Krossinsee. Dazu bauen die Boote eine Dwarslinie auf, um parallel fahrend möglichst effektiv suchen zu können. Am Brandenburger Ufer werden die Taucher entdeckt, einer ist bewusstlos. Beide werden an Bord eines Rettungsbootes gebracht, dazu muss zunächst die schwere Ausrüstung abgenommen werden. Danach transportiert man sie zur Station Krossinsee.

Nach kurzem Aufwärmen nehmen die Boote Kurs in Richtung Seddinsee und passieren dabei den Oder-Spree-Kanal in Kiellinie. Insbesondere für die Auszubildenden aus den anderen Einsatzbereichen macht die Dunkelheit vieles noch schwieriger, als es ohnehin schon ist. Natürlich ahnen die angehenden Bootsführer, dass demnächst eine neue Herausforderung wartet. Nach kurzen Fahrmanöverübungen löst die Einsatzleitung Großalarm für alle Boote unter dem Stichwort "Massenanfall von Verletzten" (MANV) auf der Station "Am Seddinwall (TRO)" aus. Es werden sechs verletzte und mehrere verwirrte Personen auf einer Party gemeldet. Das ersteintreffende Boot, "Pelikan 17" muss diese Lage unter Kontrolle bringen. Das Übungsteam vom Boot "Sama 41-2" hat sich ordentlich ins Zeug gelegt: Offensichtlich stark alkoholisierte Partygäste sowie laute Musik machen die Arbeit nicht leicht. Dazu kommt die Anweisung der Einsatzleitung, dass alle Verletzten per Boot zur Station "Seddinsee" transportiert werden müssen, da nur dort die Weiterfahrt mit Rettungswagen möglich sei. Der geordnete Abtransport auf den passenden Booten muss schnell organisiert werden, da mehrere Personen bewusstlos sind.

Damit nicht genug: Ein weiteres Vorbereitungsboot hatte schon vorher einen alten Stahlkahn mit Feuertonnen voll Holz auf den Seddinsee geschleppt. Während des Großeinsatzes ist dieser in Brand gesetzt worden. Zunächst unternimmt die Besatzung von "Sama 41-1" erste Löschversuche mit Feuerlöschern. Die Besatzung des Feuerwehrbootes setzt die Brandbekämpung zunächst erfolgreich fort. Doch kurze Zeit später lodern wieder Flammen aus der Tonne, neue Feuerlöscher müssen von den anderen Booten geholt werden, die beim Großeinsatz gebunden sind.

Gegen 1:30 Uhr sind alle Verletzten von der Station "Am Seddinwall" zur Station "Seddinsee" gebracht. Mit einer ausführlichen Nachbesprechung des letzten Doppeleinsatzes endet die Belastungsfahrt 2014. Sie war für einige Teilnehmer die erste Fahrt, für andere war es die letzte Übung vor dem Bootsführerlehrgang im Winter. Dann endet die "Schonfrist", in der sie Fehler machen können. Die letzten 13 Stunden haben sie sicherlich an ihre Grenzen gebracht. Gemeinsame Übungen der Wasserrettungsorganisationen bieten dabei die beste Möglichkeit, voneinander lernen zu können, um im Ernstfall ohne Schnittstellenprobleme agieren zu können.

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